Projekt: Kennst du jüdisches Leben in Mitteldeutschland?

Im Sommer 2021 fand unter der Mitarbeit von Phlilip Egbune das Projekt: Jüdisches Leben in Mitteldeutschland des Kreis- Kinder- und Jugendring Mansfeld Südharz e.V. statt. Jugendliche aus der Region Mansfeld-Südharz begaben sich in Nordhausen auf die Spuren jüdischen Lebens vor seiner Vernichtung in Mitteldeutschland durch die Nationalsozialist*innen im 2. Weltkrieg. Dabei lernten die Teilnehmenden die heutige Synagoge der jüdischen Gemeinde in Nordhausen kennen und verweilten an Mahn- und Denkmäler der Stadt. Ihre Eindrücke haben sie als Bilder und in einem Audiobeitrag festgehalten. Das Projekt wurde gefördert durch Demokratie Leben! – https://www.demokratie-leben.de/

Es folgen die Stationen des Rundgangs. Die Bilder wurden von den Jugendlichen erstellt und bearbeitet.

1. Ehrenfriedhof- Nordhausen

Mitte April 1945 richtete die amerikanische Militäradministration am Rande des Stadtfriedhofs einen Ehrenfriedhof ein, auf dem vor allem KZ-Häftlinge aus dem Lager Dora und dem KZ-Außenlager in der Boelcke-Kaserne bestattet wurden. Innerhalb von drei Tagen wurden 1278 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter in anonymen Massengräbern bestattet.

2. Sowjetischer Soldatenfriedhof Nordhausen

Er wurde 1946 im Auftrag der Roten Armee im unteren Teil des Ehrenfriedhofes angelegt. Es sind 215 sowjetische Soldaten dort beigesetzt.

3. Judenturm

Einer der ersten jüdischen Friedhöfe in Nordhausen befand sich am Frauenberg. Er lag nahe der Stadtmauer im Südosten von Nordhausen zwischen der Stadt und dem Dorf Alt-Nordhausen.

Im Mai 1349 forderte der Landgraf von Thüringen die Stadt Nordhausen auf, die Juden als „Brunnenvergifter“ zu beseitigen. Der Rat kam dem nach, die Juden wurden verbrannt.

4. Synagoge am Pferdemarkt Nordhausen

1839 erhielt die Gemeinde schließlich die Erlaubnis des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zum Bau einer Synagoge. Diese wurde von 1843 bis 1845 auf dem Pferdemarkt (Hausnummer 10) errichtet.

Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge zerstört. Sie wurde aufgebrochen, Mitglieder des NS-Fliegerkorps verteilten Brandbeschleuniger im Innenraum und zündeten das Gebäude an. 

5. Jüdischer Friedhof Nordhausen

Nach der Zeittafel des Nordhäuser Magistrats erfolgte die Einweihung des neuen Judenfriedhofs am 1. September 1828. Aus Platzmangel wurde die Anlage in den Jahren 1854 und 1865 durch den weiteren Kauf von Land vergrößert. Damit hatte der Friedhof eine Größe von ca. 5.000 m².
Zwei Jahre nach dem letzten Grundstückskauf wurde 1867 ein Taharahaus erbaut, dem um 1900 eine Trauerhalle folgte. 

Auf dem Friedhof befindet sich ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten. Es befinden sich 320 Grabsteine auf dem Friedhof. Die älteren Grabsteine liegen rechts des Hauptweges und die jüngeren Grabsteine, sowie die Kindergräber auf der linken Seite.

6. Thora- Rolle der Gemeinde Nordhausen

Das Heiligtum kehrte nach 70 Jahren nach der Zerstörung der Nordhäuser Synagoge zurück in die Rolandstadt.Die Thora-Rolle, die sich nun in Gemeinde-Besitz befindet, ist mehr als 100 Jahre alt. Sie wurde in den zurückliegenden Monaten aufwändig restauriert, was auch durch Fördermittel und Spenden möglich wurde.

7. Hermann Bacharach

Herr Bacharach ist Witwer und lebt mit einer “arischen” Haushälterin zusammen. Die Hitlerjugend riecht “Blutschande”. Die Jugendlichen treiben Bacharach durch die Stadt und zerren ihn zum Neptunbrunnen, der damals noch am Kornmarkt steht. Hier wird Bacharach “getauft”, sprich beinahe ertränkt. Die Polizei, deren Wache nicht weit entfernt vom Ort des Geschehens ist, greift erst ein, nachdem sich einige Bürger beschweren.

Hermann Bacharach, der Pferdehändler am Nordhäuser Bahnhofsplatz gewesen ist, war das erste Opfer der Nordhäuser Novemberpogrome 1938. Er starb im Konzentrationslager Buchenwald.

Bildgalerie des Projektes